DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung

„Höhere Ansprüche und Erwartungen"

Gespräch

Was erwarten TeilnehmerInnen, hauptberufliche pädagogische MitarbeiterInnen, die Leitung von ihren KursleiterInnen? Was hat sich verändert in bezug auf Anforderungen, Rolle und Funktion, soziale Situation der Kursleitenden? Das DIE-Gespräch mit der Kursteilnehmerin Elvira Ludwig (E.L.), der Kursleiterin Anneliese Dietzel (A.D.) und Dr. Wolfgang Schönfeld (W.S.), Direktor der Kreisvolkshochschule des Wetteraukreises, Friedberg, führten Herbert Bohn und Richard Stang (DIE). Die VHS des Wetteraukreises arbeitet im ländlichen Raum und hat ca. 70 ehrenamtlich geleitete Außenstellen.

DIE: Frau Dietzel, warum arbeiten Sie als Kursleiterin für die Volkshochschule?

A.D: Ich habe eine Schneiderlehre gemacht und von der Ausbildung her als Direktrice gearbeitet. Ich möchte gerne mein Wissen und Können an die Frauen vermitteln. Ich möchte auch die Frauen ansprechen, die nicht in der Lage sind, viel Geld für Konfektion auszugeben.

DIE: War dieses Etwas-vermitteln-Wollen bei Ihnen von vornherein da?

A.D.: Ja, im Beruf, in der Modebranche. Das konnte ich dann nicht mehr fortführen, wir mußten hier aufs Land ziehen. Dann bin ich in die Erwachsenenbildung gegangen, was mir anfangs schwerfiel, weil ich da keine Kenntnisse hatte. Die habe ich mir dann über Seminare angeeignet. Das ging ganz gut.

DIE: Frau Ludwig, Sie haben schon viele Kurse besucht. Was erwarten Teilnehmerinnen und Teilnehmer von einer Kursleiterin oder einem Kursleiter?

E.L: Jeder erwartet etwas anderes. Ich erwarte, daß der- oder diejenige weiß, wovon er oder sie spricht. Der Kursleiter muß mir vermitteln: Ich weiß in diesem Metier Bescheid. Und es kommt darauf an, mit welchem Engagement er das rüberbringt.

DIE: Auf welche Kurse beziehen Sie das?

E.L.: Ich besuche meistens kreative Kurse, Nähkurse, hauswirtschaftliche Kurse, Zeichenkurse.

DIE: Hat sich im Lauf der Zeit auf seiten der Kursleiter oder bei Ihren eigenen Erwartungen etwas verändert?

E.L.: Da hat sich vielleicht bei mir etwas verfestigt. Am Anfang geht man eher ein bißchen blauäugig oder abwartend in den Kurs. Mittlerweile habe ich vielleicht bestimmte Erwartungen, aber sie halten mich nicht davon ab, weiterhin Kurse zu besuchen, wenn es mal nicht so abläuft, wie ich mir das vorstelle. Ich denke, das ist bei anderen heute sehr stark ausgeprägt.

DIE: Das heißt, die Erwartungen müssen immer perfekt erfüllt werden?

E.L.: Nicht perfekt, aber grundsätzlich schon. In einem Zeichenkurs fand der erste Abend statt, und ich bemerkte, daß das einigen nicht so gefiel. Die waren dann beim nächsten Mal nicht mehr da. Vom ersten Abend her kann ich doch nicht wissen, wie der Kurs laufen wird. Ich kann erst hinterher sagen, das war das, was ich mir erwartet habe, oder es war es nicht.

DIE: Wählen Sie Ihre Kurse nach dem Programmheft aus oder nach Sympathie, wenn Sie wissen: Die Kursleiterin war gut, bei der mache ich wieder einen Kurs?

E.L.: Natürlich suche ich mir auch das Thema aus. Aber bei manchen Kursen bin ich auch dem Kursleiter oder der Kursleiterin hinterhergefahren.

DIE: Was erwartet der Leiter, oder generell: die Institution von ihren KursleiterInnen?

W.S.: Unsere Ansprüche und Erwartungen an die KursleiterInnen sind sehr viel größer geworden, zum Teil auch durch eine veränderte Erwartungshaltung der Teilnehmenden. Ich finde es schlimm, aber man muß immer wieder von Geld reden: Heute müssen wir unsere Kurse an Leute verkaufen, die mehr bezahlen, als der Kurs unmittelbar kostet. Das schafft andere Ansprüche, die in erster Linie an die KursleiterInnen herangetragen werden.

DIE: Hat sich etwas bei den pädagogischen Erwartungen und Anforderungen an die Kursleitenden verändert?

W.S.: Nicht so unmittelbar. Die Veränderung ist vor allem dadurch eingetreten, daß wir es jetzt mit ganz anderen Leuten zu tun haben. Vor zehn Jahren gab es meist den nebenberuflichen Kursleiter, der hauptberuflich woanders gearbeitet hat. Jetzt haben wir es bei einem sehr großen Teil mit Leuten zu tun, die existentiell davon abhängen. Das ist dann auch eine andere Beziehung zwischen Institution und Kursleiter, das reicht bis in die soziale Verantwortung hinein. Was Frau Dietzel vorhin angesprochen hat _ ich übe meinen Beruf nicht mehr aus, aber ich suche mir einen Bereich, wo ich meine beruflichen Fähigkeiten einbringen kann -, das macht einen Unterschied. Da ist nicht die materielle Notlage das Motiv. Pauschal besteht der Eindruck, daß solche Leute, die die Absicht haben, ihre beruflichen Fähigkeiten weiterzugeben, hervorragende Kursleiter sind.

DIE: Was erwartet die Kursleiterin von ihren Teilnehmenden?

A.D.: Ich erwarte von den Teilnehmern großes Interesse an der Sache, diszipliniertes Arbeiten. Aber ich will wieder auf die finanzielle Seite zurückkommen: Vor 22 Jahren habe ich angefangen, als ein Kurs 37,50 DM kostete, heute kostet er 100 DM für die Teilnehmer. Da ist es für mich als Kursleiterin doppelt wichtig, daß auch etwas rauskommen muß. Jetzt muß ich die Teilnehmer entsprechend motivieren. Das ist ein Anspruch, den ich an mich stelle, und natürlich geht das auf die Teilnehmer über. Eigentlich ist es ein härteres Arbeiten als früher, auch für die Teilnehmer.

DIE: Die Kursentgelte haben sich fast verdreifacht. Hat sich auch Ihr Honorar verdreifacht? Was hat sich in bezug auf die soziale Situation von Kursleitenden verändert?

A.D.: In zwanzig Jahren gar nichts. Mein Honorar hat sich in den 22 Jahren um 5 Prozent erhöht. Ich versichere mich nach wie vor selber. Nur von der Volkshochschule könnte ich nicht leben. Mir macht es aber Spaß, mit den Frauen zu arbeiten, ich mache es nicht nur wegen dem Finanziellen.

DIE: Frau Ludwig, spielte in den Kursen die soziale Situation der Kursleiter eine Rolle, wurde sie mal thematisiert?

E.L.: Nein. Überhaupt nicht, es ging immer um die Inhalte. Es wurde vielleicht mal am Rande erwähnt. Die Teuerung schreckt auch viele Teilnehmer, gerade im kreativen Bereich. Wenn man etwas beruflich braucht, macht man einen Kurs eher, als wenn man es nur privat verwendet. Viele fragen sich schon: Kann ich mir einen teuren Kurs leisten oder nicht?

DIE: Zählt ein Kurs, für den man 100 oder 120 DM zahlen muß, zu den teuren Kursen?

W.S.: Wir sehen die Grenze an anderen Stellen. Sprachkurse müssen naturgemäß ziemlich lang sein, da haben wir eine Schallmauer, die bei 300 Mark liegt. Wir verkaufen auch nicht 100 Unterrichtsstunden auf einmal, sondern machen zwei Kurse à 50 Stunden daraus.

DIE: Frau Dietzel, hat sich über das Fachliche hinaus etwas bei den Anforderungen verändert?

A.D.: Ja, die Teilnehmer sind anspruchsvoller geworden, ich muß mich mehr mit ihnen auseinandersetzen, auch mit ihrer Aggressivität.

DIE: Wie sieht es mit Fortbildung aus? Hatten Sie Angebote dafür, und haben Sie sie wahrgenommen?

A.D.: Ja. Ich hatte sehr intensiv mit der Fachbereichsleiterin über Unterlagen zur Fortbildung gesprochen, die sie mir zugeschickt hat. Ich erwarte mehr Fortbildung. Manche Angebote habe ich privat wahrgenommen und bezahlt.

DIE: Bietet die VHS selbst Fortbildungen für Kursleiter an?

W.S.: Das ist von Bereich zu Bereich unterschiedlich. Das meiste läuft über den Hessischen Volkshochschulverband. Ab und zu kommt es vor, daß Kursleiterinnen und Kursleiter aus einem engeren Bereich sich zu Fachgesprächen treffen. Wir machen eine von drei Volkshochschulen gemeinsam organisierte Fortbildung im Sprachenbereich _ eine gemeinsame und intensive Fortbildung, die ist auch systematisch aufgebaut, und das geht, weil es sehr viele Sprachkursleiter gibt.

DIE: Hat die Einrichtung ein bestimmtes Profil, an dem sie neue Kursleiter mißt? Fordert sie bestimmte Kompetenzen?

W.S.: Das ist eine typische Aufgabe der pädagogischen Mitarbeiter. Das Fachwissen und die soziale Kompetenz, in die ich die pädagogische Kompetenz einrechne, muß man bei den ersten Kontakten eruieren. Daß man jemand mag und sich auf ihn einlassen kann, ist auch in Ordnung. Bei anderen sagt man, du mußt jetzt erst einmal die Grundausbildung in der Erwachsenenbildung machen. Es gibt auch Leute, die man von Anfang an ablehnt.

DIE: Werden die pädagogische Grundausbildung oder auch Fortbildungen von der Einrichtung übernommen, oder müssen die Kursleiter das selbst finanzieren?

W.S.: Bei uns übernimmt die Volkshochschule die Fahrtkosten und die unmittelbaren Seminarkosten, aber wir zahlen kein Entgelt für die Zeit.

DIE: Hat sich an dem Rollenverständnis der Kursleiter etwas verändert? Hatten Kursleiter früher eine andere Funktion _ etwa in dem Sinne, daß Sie Ihr eigenes Selbstverständnis als Kursleiterin anders gesehen hätten als heute, daß Sie früher ausschließlich fachlich Nähtechnik vermittelt hätten und heute den Leuten mehr Möglichkeit geben zu kommunizieren oder den Lernprozeß eher moderieren?

A.D.: Auf jeden Fall. Die Funktion ist nicht nur rein fachlich. Die Frauen kommen zu 30 Prozent aus dem Grund, jemand kennenzulernen oder alte Teilnehmer wiederzusehen, sich zu unterhalten. Die Gespräche gehen über Kindererziehung oder Eheprobleme. Heute geht man offener damit um. Wenn ich über mich nachdenke, war ich früher gar nicht in der Lage, solche Probleme an mich rankommen zu lassen oder mitzudiskutieren. Ich habe mich da sehr verändert.

DIE: Gibt es soziale Aktivitäten mit und zwischen den Teilnehmenden? Hat sich da etwas verändert, oder sind die wichtiger geworden?

A.D.: Wir gehen nicht mehr in Kneipen, sondern treffen uns privat. Das war Teilnehmerwunsch. Heute machen die Frauen auch die Weihnachtsfeiern zu Hause und schmücken die Räume. Es gibt viele neu zugezogene Frauen, die Kontakt knüpfen wollen über die Kurse.

DIE: Also verlagern sich soziale Aktivitäten mehr ins Private?

E.L.: Das gilt nicht generell. Ich kenne private Treffen überhaupt nicht. Wir treffen uns in irgendeiner Gaststätte. Wenn man sich nur zehn Mal trifft, dann entsteht nicht so ein naher Kontakt, um das privat zu machen. Und dann kommen die Leute oft aus verschiedenen Orten, da werden die Fahrtzeiten zu lang. Viele brauchen jemand, der sie mitnimmt, weil sie sich nicht allein in einen Kurs trauen. Ich sage, ich mache das, wenn es mir gefällt.

DIE: Gibt es zwischen Kursleitern und den „Hauptberuflichen" einen regelmäßigen Informationsaustausch?

A.D.: Ja, mit der Fachbereichsleiterin. Zu ihr habe ich eigentlich einen guten Kontakt. Ich kann mit ihr auch über Probleme im Kurs sprechen. Die ist immer für mich ansprechbar.

DIE: Auch die Leitung der Einrichtung?

W.S.: Ich denke, das ist ganz typisch: Wenn es um Fachliches, Inhaltliches geht, ist die Fachbereichsleitung zuständig, erst bei juristischen Fragen beispielsweise wendet man sich an die Leitung.

DIE: Gibt es auch Kursleiterinnen und Kursleiter, bei denen man als Leiter der Institution mal „aktiv" werden müßte?

W.S.: Das ist eher die Ausnahme, wenn ich an die große Zahl von Kursen denke. Wenn, dann zum Beispiel bei Problemen beim Abrechnen oder bei Leuten, die nicht imstande sind, eine Teilnehmerliste zu führen oder abzuliefern.

DIE: Und daß Teilnehmerinnen oder Teilnehmer sich bei der Leitung über Kursleiterinnen oder Kursleiter beschweren?

W.S.: Kritik am Verhalten etwa muß man immer in Relation sehen. Kommt die Kritik von einer Person, und die anderen zehn Kursteilnehmer sind zufrieden, dann kann es ja auch einfach sein, daß es mal zwischen zwei Leuten einfach nicht geht. Klar, wenn jemand viele andere Termine hat oder auch nur eine Krankheit, wenn es um einen Kurs geht, der eine Fortsetzung braucht, dann wenden die sich natürlich an uns mit der Beschwerde, daß zum Beispiel der Englisch-Kurs nur alle drei Wochen stattfindet. Solche Probleme müssen dann gelöst werden. Direkte Kritik am Fachlichen oder am Unterrichtsgeschehen ist sehr selten.

DIE: Wird solche Kritik in den Kursen geäußert?

E.L.: Man spricht schon untereinander darüber, aber nicht direkt mit dem Kursleiter. Man geht dann einfach nicht mehr hin. Und die Volkshochschule ist für die meisten ziemlich weit weg.

W.S.: Das gefällt uns nicht, das würden wir als Einrichtung natürlich gerne verändern. Es wäre schön, wenn die Teilnehmenden das im Kurs zur Sprache bringen würden. Ich schiebe das auch mal weiter: Ich erwarte eigentlich auch von Kursleitern, daß sie die Gelegenheit schaffen, im Kurs zu fragen, ob das in Ordnung ist, wie es gemacht wird.

E.L.: Es gibt schon Kursleiter, die am Ende des Kurses fragen, was war in Ordnung, was ist zu verbessern? Das habe ich zwar im Laufe der Jahre eher selten festgestellt, aber heute doch verstärkt. Früher wurde überhaupt nicht gefragt.

DIE: Wie kann die Institution die Distanz zwischen sich und den Teilnehmenden verringern?

W.S.: Unsere Teilnehmenden kennen bei uns in der Volkshochschule nur die Kursleiterinnen und Kursleiter. Wenn die gut sind, ist die VHS gut, sind die schlecht, ist die VHS schlecht. Die Vorstellung, daß dem Ganzen jemand vorstehen muß, mag bei einigen noch da sein, aber das Wissen, daß es pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, die das fachlich und organisatorisch in der Hand haben, gibt es überhaupt nicht. Die Partner, die Kunden, die wir ansprechen wollen, das sind 270.000 Leute. Von denen kommen knapp 20.000. Und selbst die empfänden es als Zumutung, wenn wir sagen würden, wir als Volkshochschule sind jetzt einen Abend für euch da, wir wollen mit euch reden. Das wollen die gar nicht. Ich sehe da ein ganz erhebliches Transportproblem. Das hat vielleicht etwas mit Demokratieverständnis zu tun, daß die Leute sagen sollten: Das ist unser Kurs, das ist unsere Volkshochschule, wir bezahlen dafür, und jetzt wollen wir auch mitreden _ der Kurs als so eine Art Gemeinschaftswerk, wo jeder sagen kann: Das will ich und das nicht, und wenn das nicht so geht, dann kann ich immer noch wegbleiben.

DIE: Heißt das: Die Einrichtung, die Institution ist sowohl bei Kursleitenden als auch bei Teilnehmenden zu wenig präsent?

W.S.: Ja. Man kann natürlich fragen, ob die Institution Volkshochschule Kursleitern und Kursteilnehmern so bewußt sein soll oder ob es nicht ein gutes Zeichen ist, wenn das nicht so ist. Beispiel: Wir haben hier rund 600 Kursleiter, und gleich in welcher Weise wir sie einladen zu einer gemeinsamen Veranstaltung: Wenn 5 % kommen, ist das schon ganz erfolgreich. Bei den Teilnehmenden ist es noch weniger gewesen. Ich interpretiere das so, daß das Wesentliche für diese beiden Gruppen das ist, was im Kurs passiert. Die Institution hat eigentlich nur einen Hilfsdienst zu leisten und das Organisatorische abzuliefern.

E.L.: Ich glaube, das ist nicht nur an der Volkshochschule so, sondern ein generelles gesellschaftliches Problem. In den Schulen geht ja auch noch kaum jemand zum Elternabend, das ist ja auch nur noch ein ganz geringer Prozentsatz. Heute gilt: Ich gehe nur dann hin, wenn ich Probleme habe, aber ich gehe nicht hin, wenn es um die Gemeinschaft geht.

DIE: Frau Dietzel, was wünschen Sie sich als Kursleiterin von der Einrichtung, für die Sie arbeiten, und von ihrer Leitung?

A.D.: Mein größter Wunsch wäre es, schöne Räumlichkeiten zu haben. Das ist das große Problem, die Schulen mit kleinen Tischen für Erstkläßler. Wir sind schon auf Feuerwehrhäuser ausgewichen. Schön wäre auch ein großer Raum, wo man alles stehen lassen, ein Atelier einrichten kann. An die Leitung: Daß ich nicht immer an das Abstellen der Heizung denken muß oder daran, die Fenster zuzumachen. Dann ist das mit den Außenstellenleitern nicht immer abgedeckt, man muß selber auf- und abschließen, dann kommen noch die Gespräche hintendran …

E.L.: Oft sieht man niemand, wenn man da abends hinkommt. Der Hausmeister ist nicht da, man weiß nicht, wo man hingehen soll, wo der Raum ist.

A.D.: Ja. In einer Kreisgemeinde gebe ich zum Beispiel die Kurt-Moosdorf-Schule als Kursort an, weil die ein Begriff ist. Dort kann ich aber nicht nähen, weil der Arbeitsraum nicht beheizt wird. Dann muß ich die Teilnehmer abfangen, um dann gemeinsam mit ihnen in eine anderen Raum zu gehen, der einen Kilometer weg ist.

DIE: Welche Wünsche und Perspektiven hat der Leiter?

W.S.: Mehr und mehr den Teilnehmenden näherzubringen, daß der Kurs für alle gemeinsam ist. Und wenn er nicht gut läuft, dann sind alle daran schuld. Das muß ausdrücklich angesprochen werden. Das ist idealistisch, aber ich halte es für enorm wichtig. In der anderen Richtung ist mein größter Wunsch, daß wir weiterhin die Kursleiterinnen und Kursleiter so unterdrückt und bescheiden halten können wie bisher. Wir sind ein gigantisches Ausbeutungsunternehmen, wir bezahlen ungeheuer schlecht, verlangen denen viel ab. Wenn es nicht die gäbe, die selbst auf dieses geringe Honorar angewiesen sind, und die anderen, die es aus Idealismus machen, dann wäre Volkshochschule eigentlich nicht möglich. Wir Professionellen mit einer relativ guten Bezahlung wirken darauf hin, daß Leute möglichst viel mit einer schlechten Bezahlung unter schlechten Bedingungen machen. Deswegen mag ich da keine neuen Forderungen erheben.