In der Erwachsenenbildung (EB) hat man seit eh und je versäumt, eine eigene Terminologie zu entwickeln. Der leichtfertige Umgang mit den Begriffen hat ihrem Ansehen in der Öffentlichkeit geschadet. Noch bei dem Thema des letzten Heftes dieser Zeitschrift ließ sich das beobachten. Aber nicht nur bei der Bezeichnung ihrer Funktion, auch bei der Benennung der am Bildungsprozeß Beteiligten hat es am treffenden Sprachgebrauch gemangelt. Das krasseste Beispiel ist, daß zur Zeit der Weimarer Republik, als die Arbeitsgemeinschaft als das methodische Ideal galt, durchweg von Schülern" die Rede war, wenn es um die in die Veranstaltungen Gekommenen ging. Von nicht weniger als 14 Verhaltenstypen hat Alfred Mann in seinen Beobachtungen über die Einstellungen der Volkshochschüler auf den Volkshochschulunterricht", die vor drei Jahren in meinen Zwischenpositionen" wieder abgedruckt wurden, unterschieden. (Es wird daran allerdings zugleich deutlich, welche Voraussetzungsschwierigkeiten einem arbeitsgemeinschaftlichen Vorgehen entgegenstanden und noch entgegenstehen.) Ebenso hat im gleichen Jahr Walter Fabian einen Aufsatz Der Erwachsenenlerner" veröffentlicht, obschon es im Text heißt: Immer muß es ihm bewußt sein, daß es um Denkschulung, nicht um Vermittlung von Denkergebnissen geht".
Mit dem Neubeginn nach 1945 wurde es nicht präziser mit dem Sprachgebrauch,
wenn man jetzt auch weniger vom Lehrer sprach als vom Dozenten und von Hörern
statt von Schülern. Es hat ein Jahrzehnt gedauert, bis das beharrliche
Bemühen der Pädagogischen Arbeitsstelle dazu geführt hat,
mehr von Teilnehmern und Kursleitern zu sprechen. Dabei war das, was als
Teilnehmerorientierung didaktisch und methodisch vertreten wurde, schon
in den zwanziger Jahren in Arbeitsplänen von Volkshochschulen als Vorgehensweise
angekündigt. Die Bezeichnung Kursleiter indes wurde selbstverständlich,
als die Breite der Angebotspraxis auch in der Literatur wahrgenommen wurde.
Allerdings muß im Vergleich zu ihrer faktischen Bedeutung befremden,
wie wenig sie Thema dieser Literatur und ebenso der Forschung sind. Als
Gründe dafür wurde meist auf die relativ hohe Fluktuation und
auf die vermutete biographische Randständigkeit hingewiesen. Eben diese
aber müssen mehr und mehr bezweifelt werden. Vor zwanzig Jahren kam
die Hälfte der Kursleitenden
aus dem Lehrberuf, heute aber ist es nicht einmal mehr ein Fünftel,
und nur 8,6% davon üben ihn, wie aus der Statistik des DIE hervorgeht,
auch aus. Die Nebenberuflichkeit als das alte Kennzeichen paßt also
nicht mehr so ganz auf die Realität. Als Konsequenz davon ist die Frage
nach dem sozialen Status immer häufiger zum Diskussionsgegenstand geworden.
Wenn aber zugleich üblich geworden ist, die Qualität anzumahnen,
dann will bedacht sein, daß sie zu einem beträchtlichen Teil
an die Kursleitertätigkeit gebunden ist. Vor diesem Hintergrund ist
es höchst problematisch, wenn der Ausbau der Kursleiterfortbildung
durch mangelnde Finanzierung blockiert wird. Das macht die rechtlichen und
sozialen Mißlichkeiten noch gravierender. Darüber sollte allerdings
nicht vergessen werden, welche Faktoren das Profil der Kursleitenden bestimmen.
Geht man dem genauer nach, wird man bestimmte Inhalts- und Funktionsbereiche
getrennt betrachten müssen. Es liegt jetzt zwanzig Jahre zurück,
daß versucht worden ist, einen Kriterienkatalog für eine Typologie
von Kursleitenden zu skizzieren. Neben den mehr oder weniger faßbaren
Merkmalen, ihrem sozialen Status und ihrem Gegenstandsbereich wird meist
zuerst die Frage nach ihren Qualifikationsvoraussetzungen gestellt, wozu
sowohl fachliche als auch aufgabenspezifische gehören, die nicht ohne
weiteres definierbar, geschweige denn meßbar sind. Was damals jedoch
als spezifische zu beobachtende Aspekte herausgestellt wurde, das waren
Motivation, Aufgabenverständnis und Vermittlungsfunktion der Kursleitenden,
wobei _ den Geschichtsvergessenen sei es gesagt _ durchaus auch die Moderationsfunktion
genannt wurde. Diese Faktorenkombination für das Kursleiterverhalten
ist auch heute noch relevant. Weil sie aber individuell unterschiedlich
ausgeprägt sein kann, ist es schwierig, allgemeine Empfehlungen für
das Kursleiterverhalten zu geben. Dies gilt erst recht, wenn man sich vergegenwärtigt,
in welcher Faktorenkonstellation Lehr- und Lernprozesse gesehen werden müssen.
Sie ist als ein Spannungsdreieck zu verstehen, bei dem die Intentionen der
Anbieter in Relation zu den Strukturen der Lerninhalte und zu den Erwartungen
der Teilnehmenden stehen. Diese sind wiederum, wie empirische Untersuchungen
gezeigt haben, allzuoft in sich widersprüchlich. Insofern ist eine
spezifische Kompetenz der Kursleitenden gefragt, die am treffendsten als
Interaktionssensibilität zu bezeichnen ist, als die Fähigkeit,
das Meinen und Deuten anderer nachvollziehen und darauf eingehen zu können.